Notenbanker lassen Leitzins unverändert, sehen sich aber auf Kurs zum Inflationsziel. Was Anleger jetzt wissen müssen

Trotz hartnäckiger Nachfragen ließ sich EZB-Chefin Christine Lagarde nach der ersten Ratssitzung der Notenbank im Neuen Jahr nicht auf einen möglichen Zeitpunkt für die erste Zinssenkung festnageln. Eine Diskussion über Zinssenkungen sei zum jetzigen Zeitpunkt verfrüht, darüber habe auch im Rat Einigkeit geherrscht, sagte sie auf der Pressekonferenz. Man sehe sich auf gutem Weg, das Inflationsziel zu erreichen, verfolge aber weiter von Sitzung zu Sitzung einen datengestützten Ansatz. Die Währungshüter wollen vor allem noch Daten abwarten, wie die Lohnabschlüsse auf die Inflationsrate wirken.

Auf der Sitzung ließen die Währungshüter die Leitzinsen wie erwartet unverändert. An den Märkten lösten die weitgehend erwarteten Ergebnisse kaum Reaktionen aus. Der Leitindex DAX reagierte kaum darauf. An den Märkten hatten sich zu Jahresbeginn Spekulationen auf rasche Zinssenkungen breit gemacht, die jedoch von EZB-Vertretern wieder etwas eingefangen wurden. In diese Richtung tendierten auch die heutigen Aussagen von Lagarde. Ganz aus der Welt ist ein Zinssenkungs-Szenario auf der März-Sitzung dennoch nicht.

Lohnentwicklung im Blick

Die vorliegenden Daten bestätigten die bisherigen Inflationsaussichten, sagte Lagarde weiter. Die EZB sei auf gutem Weg, die Inflation in Richtung des Ziels von zwei Prozent zu bringen.

Die Inflationsrate war im Dezember im Vergleich zum Vormonat wieder leicht auf 2,9 (November: 2,4) Prozent angestiegen, ist aber im Vergleich zum Höhepunkt im Oktober 2022 (10,6 Prozent) deutlich zurückgegangen. Das Inflationsziel der EZB liegt bei zwei Prozent, für 2024 rechnen die Notenbanker im Schnitt mit 2,7 Prozent. Dabei wollen sie vor allem die Lohnentwicklung abwarten. Lohnzuwächse von über drei Prozent gelten mit Blick auf das Inflationsziel als kritisch. 2023 lag das Lohnwachstum laut EZB bei 4,6 Prozent.

Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer warnte vor zu frühen Zinssenkungen. „So lange die Löhne so stark steigen wie zuletzt, ist das Inflationsproblem nicht gelöst“, so Krämer. Die EZB solle sich von den „aggressiven Zinssenkungserwartungen der Märkte nicht unter Druck setzen lassen. Laut Jörg Asmussen vom Versicherungsverband GDV würden Zeitpunkt und Ausmaß der Zinssenkungen von den Märkten nach wie vor nicht richtig eingeschätzt. „Die Zinswende wird später kommen und geringer ausfallen als gegenwärtig von den Märkten eingepreist“, erklärte Asmussen. An den Terminmärkten wurde dagegen zuletzt fest mit Zinssenkungen von insgesamt einem Prozentpunkt bis Ende 2024 gerechnet.

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